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Global Innovation Manager Dr. Alexander Gatej im Interview
„Innovation hat einen sehr hohen Stellenwert für Schunk“
Lesezeit: 5 Minute(n)
Datum: 12. November 2021
Unternehmen

Dr. Gatej, was macht man eigentlich als Innovation Manager?

Dr. Alexander Gatej: Ganz einfach – Innovationen voranbringen! Als Global Innovation Manager bin ich auf der Konzernebene der Schunk Group angesiedelt. Diese Funktion gab es vorher nicht und wurde vor zwei Jahren geschaffen.

Schunk ist technologisch sehr breit aufgestellt, man könnte auch von einem Mischkonzern sprechen. Meine Aufgabe ist ebenso breit und beschäftigt sich unter anderem damit, welche Anreize und Strukturen die Holding aufbauen kann, um Innovationen zu motivieren und wie Netzwerke aufzubauen sind, damit die Entwicklerinnen und Entwickler in den einzelnen Geschäftseinheiten – unseren Business Units – in einen stärkeren Austausch kommen. Oftmals arbeiten sie an verwandten Themen, aber manchmal eben parallel und nicht gemeinsam. Durch den Austausch kommen aber im besten Fall ganz neue Ideen und Anwendungsmöglichkeiten zustande.

Dr. Gatej, was macht man eigentlich als Innovation Manager?

Interview

Wieso ist das Thema Innovation für Schunk überhaupt so wichtig?

Dr. Alexander Gatej: Schunk versteht sich selbst als Technologiekonzern, der technisch anspruchsvolle Produkte im B2B-Sektor anbietet. Hier werden die Entwicklungszyklen immer kürzer, unsere Kunden haben also einen hohen Bedarf an technologischen Neuerungen. Ganz deutlich wird das an technologischen Megatrends, wie beispielsweise Mobilität oder Digitalisierung. Hier entstehen neue Märkte mit neuen Anforderungen und Herausforderungen, die händeringend nach Lösungen suchen.

Grundsätzlich setzt Schunk von seiner Unternehmensstrategie auf die Technologieführerschaft. Denn alle unserer großen Entwicklungsstandorte befinden sich in den Hochlohnländern Deutschland, den Niederlanden und Österreich. Wir können also schon aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht auf eine Strategie der Kostenführerschaft durch niedrigste Preise setzen, sondern müssen uns durch bessere Produkte und technologische Neuerungen differenzieren und unsere Wettbewerbsfähigkeit kontinuierlich erhalten.

Der Schunk Innovation Contest ist ein unternehmensinterner Wettbewerb, bei dem jedes Jahr alle zehn Business Units von Schunk ihre beste Innovation ins Rennen schicken.

Was genau macht Schunk, um das Thema Innovation voranzutreiben?

Dr. Alexander Gatej: Eine ganze Menge. Durch das Jahresmotto von 2020 und 2021, „Success by Innovation“, haben wir intern verstärkt den Fokus auf das Thema gelegt. Dazu zählt natürlich auch, dass es nun einen Innovation Manager auf Konzernebene gibt. Außerdem veranstalten wir interne und externe Tech Days, auf denen sich unsere Business Units untereinander oder zusammen mit Kunden über die Technologien von heute und von morgen austauschen. Für die Entwicklung langfristiger und risikoreicher Innovationsprojekte steht überdies ein spezieller Innovation Fund von zehn Millionen Euro bereit.

Viel Aufmerksamkeit erzeugt, wie ich finde, der Schunk Innovation Contest. Das ist ein unternehmensinterner Wettbewerb, bei dem jedes Jahr alle zehn Business Units von Schunk ihre beste Innovation ins Rennen schicken. Spannend insofern, weil dabei wirklich faszinierende Technologien im Spiel sind. Und auch deshalb spannend, weil es natürlich hochinteressant ist zu sehen, wer diesen Wettbewerb am Ende gewinnt! Die beste Innovation wird mit dem Schunk Innovation Award belohnt. Der ist sehr begehrt, weil damit eine hohe Wertschätzung für die Kreativleistung der beteiligten Entwicklungsteams verbunden ist. Darauf sind unsere Entwicklerinnen und Entwickler zurecht stolz.

In diesem Jahr ist der Innovation Award für die Entwicklung von graphitischen Bipolarplatten verliehen worden. Diese sind das Herzstück von Brennstoffzellen und machen die direkte Gewinnung von Strom aus dem Energieträger Wasserstoff möglich. Und zwar nicht unter Laborbedingungen, sondern im großen Umfang und auf einer wirtschaftlichen Basis. Ein hochaktuelles Thema also.

Als Stiftungsgeführtes Unternehmen müssen wir nicht auf Quartalszahlen schielen, sondern haben einen langen Atem und können daher auch Mal Rückschläge in Kauf nehmen.

Woran kann man denn den Erfolg dieser Maßnahmen ablesen?

Dr. Alexander Gatej: Erstens daran, dass das Thema Innovation im Unternehmen heute einen sehr hohen Stellenwert hat. Schunk hat eine über einhundertjährige Unternehmensgeschichte. In dieser Zeit wurden immer wieder technische Neuerungen erdacht, das ist ohne Frage einer der Erfolgsfaktoren des Unternehmens. Aber die Frequenz war eben früher eine andere. Und mehr oder weniger ausentwickelte Produkte haben oft über Jahrzehnte hinweg für gute Umsätze gesorgt. Jetzt ist da eine andere Dynamik drin, und dessen ist man sich im Unternehmen bewusst.

Zweitens kann man es an den Umsatzzahlen ablesen: Wir sehen, dass unsere Innovationen einen immer größeren Umsatzanteil einnehmen. Sie kompensieren nicht nur den Umsatz von alten Produkten, die ihren Zenit bereits überschritten haben, sondern sie sorgen auch für darüberhinausgehendes Wachstum. Wir monitoren das auf einer jährlichen Basis und können daran sehr klar ablesen, dass Schunk für die Zukunft gut aufgestellt ist.

Haben Sie einige Beispiele für gelungene Innovationen?

Dr. Alexander Gatej: Besonders gut gefällt mir persönlich Schunk Smart Charging. Das ist ein Ladesystem vor allem für Elektrobusse, aber auch für Nutzfahrzeuge. Smart Charging hat 2014 den Schunk Innovation Award gewonnen und seitdem eine tolle Entwicklung gemacht. Mittlerweile ist das System auf der ganzen Welt im Einsatz und ist sehr erfolgreich. Beispielsweise pendelt man vom Flughafen Schiphol nach Amsterdam in einem Elektrobus, der mittels dieser Innovation von Schunk aufgeladen wurde. Das ist eine tolle Technologie, die lokal emissionsfreie Mobilität in den Metropolen der Welt möglich macht.

Ein anderes Beispiel für eine Innovation, die auf dem Markt sehr erfolgreich ist, ist die Minic III. Diese Ultraschallschweißmaschine macht es möglich, Kupfer- und Aluminiumkabel in einer vorher nie dagewesenen Qualität miteinander zu verbinden und sorgt so für perfekte Verbindungen zum Beispiel der Kabelbäume von Autos.

Mit der Minic-III bietet Schunk die modernste und schnellste Ultraschallschweißmaschine auf dem Weltmarkt an.

Das klingt ja alles gut. Aber gab es auch Ideen, die danebengegangen sind?

Dr. Alexander Gatej: Ja, natürlich gibt es auch die. Das gehört einfach dazu, wenn man sich auf ein neues Terrain begibt. Da funktioniert nicht immer alles beim ersten Mal. Manchmal auch gar nicht. Schunk hat da eine gute Fehlerkultur. Wer Neues ausprobiert, der darf auch scheitern. Wichtig ist, dass man das Scheitern schnell erkennt und auch mal die Bremse zieht. Und dass man aus dem Scheitern lernt und die Erfahrungen in andere Entwicklungen mitnimmt, die dann funktionieren.

Übrigens: Schunk kann sich bei Entwicklungen ein höheres Risiko als vielleicht andere Unternehmen erlauben. Als Stiftungsunternehmen müssen wir nicht auf Quartalszahlen schielen, sondern haben einen langen Atem und können daher auch mal Rückschläge in Kauf nehmen.

Oft besteht die Gefahr, dass Unternehmen nur das Bestehende besser machen, anstatt etwas Neues zu entwickeln. Wie geht Schunk damit um?

Dr. Alexander Gatej: Diese Herausforderung gehen wir ganz offensiv an, indem die Holding der Schunk Group gezielt langfristige und risikoreiche Entwicklungen fördert. Diese Horizont-3-Projekte haben einen langen Entwicklungshorizont und gehen über das Tagesgeschäft der Gesellschaften hinaus.

Daher hat Schunk den bereits erwähnten Innovation Fund in Höhe von zehn Millionen Euro aufgelegt: Die einzelnen Konzerngesellschaften können sich mit langfristigen Entwicklungsprojekten um eine Förderung bewerben, so dass sie diese nicht aus ihren eigenen Budgets bestreiten müssen, sondern diese Mittel zusätzlich bekommen. Unsere Erfahrungen bisher zeigen, dass das eine hohe Motivation ist, ganz neue Wege einzuschlagen: Think outside the box.